Thema des Bandes ist die Gegenreformation bzw. katholische Konfessionalisierung. Dieser Vorgang, der für die weitere geschichtliche Entwicklung der habsburgischen Länder und ihrer Bewohner von eminenter Bedeutung war, ist von der Forschung bisher primär unter ereignisgeschichtlichen Fragestellungen untersucht und...
Inhaltsverzeichnis
Rudolf Leeb, Susanne Claudine Pils und Thomas Winkelbauer, Einleitung
I. Einführung: Forschungsstand und Terminologie
Holger Gräf, Gegenreformation oder katholische Konfessionalisierung - Epoche(nbegriff) oder Fundamentalprozess der Frühen Neuzeit?
Heinrich Richard Schmidt, Perspektiven der Konfessionalisierungsforschung
Robert Bireley, Kommentar
II. Kommunikation der Gegenreformation
Alexander Koller, Prudenza, zelo e talento. Zu Aufgaben und Profil eines nachtridentinischen Nuntius
Franz M. Eybl, Wofür und wogegen reden gegenreformatorische Prediger?
István G. Tóth, Kommentar
III. Frömmigkeitsformen und Wunderglaube
Petr Mata, Arme-Seelen-Rettung in Preßburg, 1646/47. Mikrohistorie einer Massenhysterie
Marie-Elizabeth Ducreux, Zum Thema Wallfahrt: das Beispiel Böhmens im 17. Jahrhundert
Elfriede Grabner, Heilsverkündung durch Ordenspropaganda als gegenreformatorische Glaubensmanifestation
Irmgard Wirtz, Wunder in Enzyklopädie und Kalender. Zur Wirklichkeitskonfiguration barocker Wundererzählungen
Karl Vocelka, Kommentar
IV. Religiöse Mentalitäten
Rupert Klieber, Basisbewegung oder Instrument kirchlicher Domestizierung? Charakteristika und Dimensionen des neuzeitlichen Bruderschaftswesens im süddeutschen Raum
Thomas Winkelbauer, Volkstümliche Reisebüros oder Werkzeuge obrigkeitlicher Disziplinierung? Die Laienbruderschaften der Barockzeit in den böhmischen und österreichischen Ländern
Jörg Deventer, Zu Rom übergehen. Konversion als Entscheidungshandlung und Handlungsstrategie
V. Verfolgung und Widerstand
Rudolf Leeb, Widerstand und leidender Ungehorsam gegen die katholische Konfessionalisierung in den österreichischen Ländern
Stephan Steiner, Auf und davon. Die vergessene Massenflucht aus der Herrschaft Paternion (Kärnten) und ihre Spätfolgen
Ute Küppers-Braun, Und die kleinen Kinder von den Brüsten und Schössen ihrer Eltern gerissen werden. Transmigrantenkinder zwischen Indoktrination und Propaganda
VI. Emigration - EmigrantInnen
Alexander Schunka, Emigration aus den Habsburgerländern nach Mitteldeutschland. Motive und soziale Konsequenzen
TomáS Knoz, Die mährische Emigration nach 1620
Werner Wilhelm Schnabel, Kommentar
VII. Die Bedeutung der Gegenreformation für die Städte
Arthur Stögmann, Die Gegenreformation in Wien. Formen und Folgen für die städtische Gesellschaft (1580-1660)
Andrea Pühringer, "Topographie der Gegenreformation" oder "Austrian Urban Renaissance"?
Martin Scheutz, Kammergut und/oder eigener Stand? Landesfürstliche Städte/Märkte und der "Zugriff" der Gegenreformation
Herbert Knittler, Kommentar
VIII. Regionalvergleiche
Eva Kowalská, Seelenheil und Staatsmacht: Merkmale der Gegenreformation in (Ober-)Ungarn
Josef Hrdlicka, Die (Re-)Katholisierung lokaler Amtsträger in Böhmen: Konfession oder Disziplin?
Joseph F. Patrouch, Die Gegenreformation in Oberösterreich: Stichwörter und Konzepte
Regina Pörtner, Steiermark / Innerösterreich
Gustav Reingrabner, Besonderheiten von Reformation und katholischer Konfessionalisierung im Land unter der Enns
Martin Dinges, Gegenreformation und Calvinismus in Frankreich. Von der staatlich garantierten Duldung zur Zwangskonversion
Thema des Bandes ist die Gegenreformation bzw. katholische Konfessionalisierung. Dieser Vorgang, der für die weitere geschichtliche Entwicklung der habsburgischen Länder und ihrer Bewohner von eminenter Bedeutung war, ist von der Forschung bisher primär unter ereignisgeschichtlichen Fragestellungen untersucht und dargestellt worden. Die Fragen nach dem Vollzug, der konkreten Durchführung und der Durchsetzung der "Gegenreformation" vor Ort und im Alltag sind dabei in den Hintergrund getreten. Demgegenüber ist dieser Band, der auf ein Symposium vom November 2004 zurückgeht, bewusst dieser Fragestellung und mit einem interdisziplinären Ansatz der katholischen Konfessionalisierung, der Gegenreformation und der Genese der katholischen Barockkultur in diesen Ländern gewidmet: Wie vollzog sich der Prozess der katholischen Inkulturation, auf welche Weise entstand eine entsprechende soziale Praxis? Welche Rolle spielten dabei Sozialdisziplinierung und religiöse Überzeugungsarbeit bzw. in welchem Verhältnis standen obrigkeitlicher Zwang, Widerstand und freiwillige, bejahende Rezeption? Welche Medien und welche Mittel und Methoden wurden dabei eingesetzt, ab wann kam dieser Prozess zu einem vorläufigen Abschluss und welche mentalitätsgeschichtlichen Auswirkungen hatte er? Wie sind die Folgen und die Motive für die in Österreich fast vergessenen Emigrationen zu beurteilen, die nach neueren Forschungen in die Hunderttausende gegangen sein dürften?